Der Bahnhof


Veröffentlicht am   01.01.2023

Neben dem Postamt zeigt diese Karte auch den Bahnhof. Er wurde 1904 mit der Fertigstellung der Bahnstrecke Hetzbach - Beerfelden erbaut. Man nannte diese Strecke auch Schellekattel im Volksmund.  Laut Wikipedia: Der Name „Schellekattel“ stammt von der betrieblichen Besonderheit, dass auf der kurzen, über zwei Kehrschleifen verlaufenden Strecke zahlreiche Bahnübergänge gequert wurden, sodass die Lok auf fast der gesamten Strecke die Signalglocke läuten lassen musste. Eine Glocke nennt man im Odenwald „Schelle“, eine „Kattel“ ist eine alte Dame.

Schon 50 Jahre Später war Schluss, 1954 fuhr die letzte Bahn auf einer Strecke, die sich nie rentiert hat.

Man sieht eine Lok einfahren. Da die Karte aus dem Jahr 1920 stammt, müsste es sich dabei um eine Lok vom Typ Henschel halten.

Im Erbacher Zentralanzeiger vom 5. Mai 1903 stand zu lesen: "Die (noch nicht fertiggestellte) Bahn wird den Pfeifersgrund, den Pfriemgrund, den Schlinggrund und die Straße nach Beerfelden überschreiten und sodann nach Umfahren des sogenannten Kirchbuckels an der östlichen Seite des Walterbachtales entlanglaufen, bis der Bahnhof Beerfelden am sogenannten Kitzlochbrunnen erreicht wird."

Neben zahlreichen anderen Motiven sieht man auch hier, rechts unten, den Bahnhof und eine einfahrende Lok.

Seit 1863 wollten die Beerfeldener die Bahn. Sie haben also 40 Jahre darum gekämpft. Das wurde kräftig gefeiert! Dazu schreibt das Echo:

"Die Jungfernfahrt folgte am 30. April 1904, im Gasthaus „Traube“ in Beerfelden wurde feste gefeiert unter dem Motto „Hoffen, Sehnen, Ringen führten zum Gelingen“."

Am 1. Mai 1904 stand im Erbacher Kreisblatt: "Mit dem 1. Mai d. Js. wird die normalspurige Nebenbahn Hetzbach-Beerfelden eröffnet werden... Die Verkehrskommission der hiesigen Odenwaldklubsektion entfaltet daher große Tätigkeiten um Beerfelden und seine Nachbarorte immer anziehender zu gestalten und eben finden wieder 40 Ruhebänke an den 10 markierten Spazierrouten Aufstellung... Alle die mithelfen wollen einen Aufschwung herbeizuführen, ist die Unterstützung des Odenwaldklub nicht genug dringend zu empfehlen..."

Hier sieht man eine Dampflok 347 aus den 1950er Jahren. Dieser Zug kam gerade von Beerfelden und fährt in den Bahnhof Hetzbach ein.

Diese schöne colorierte Jugendstilkarte stammt von ca 1910. Sie zeigt den Bahnhof von der Gleisseite  zusammen mit dem Bahnhofshotel.

Am 21. April 1904, vor der Eröffnung der Bahnstrecke, stand im Erbacher Kreisblatt:

"Zur Feier der Nebenbahn Beerfelden-Hetzbach am 30. April 1904 ist folgendes Programm ausgegeben worden: Vormittags 10:30 Abfahrt des Komitees mittels Extrazug vom Bahnhof Beerfelden mit Musik - Gäste sind willkommen. Vormittags 10:40 Ankunft in Hetzbach, Frühschoppen im Gasthaus zur Post mit Militärmusik, Nachmittags 1 Uhr Ankunft in Beerfelden, allenfalls noch Begrüssungschor der Gesangvereine und Zug durch die Hauptstraße der Stadt. Nachmittags 2 Uhr gemütliches Festessen im Gasthaus zur Krone mit diversen Reden. Abends 8 Uhr Festball in den Gasthäusern zur Krone und Zur Traube."

Um 1905 entstand diese Aufnahme vom Bahnhof. Man sieht ihn hier mal von der anderen Seite und kann gut das kleine Lagerhaus mit der Laderampe erkennen.

Der untere Teil der Karte zeigt das Bahnhofshotel.

1911 war schon regerer Verkehr auf der Strecke. So stand am 4. April im Erbacher Kreisblatt: "Vom 1. Mai ab werden auf der Strecke Beerfelden - Hetzbach 10 Züge hin- und zurückfahren. Es haben demnach auch alle von Eberbach kommenden Züge für die Zukunft in Hetzbach sofortigen Anschluß nach Beerfelden."

Im Winter 1941 entgleiste die " Schellenkattel " am Ortsausgang von Hetzbach Richtung Beerfelden.

Hinter der Ortsausfahrt von Hetzbach machte das Gleis der Bahn eine Linkskurve. Von dem kreuzenden Weg war Geröll auf die Gleise geraten. Der Lokführer erkannte das Hindernis zu spät. Die Lokomotive entgleiste und stürzte die Böschung hinunter. Die Wagen entkoppelten sich und blieben auf dem Gleis. Der Heizer konnte noch von der Lok springen, was dem Lokführer nicht gelang. Er erlitt schwere Verbrühungen, an deren Folgen er drei Tage später verstarb.


Teilen auf   Facebook   Twitter   LinkedIn  
Pinterest  
Email   Whatsapp   Telegram
Dieser Artikel wurde veröffentlicht in
Beerfelden