Eulbacher Markt


Veröffentlicht am   01.01.2023

Der Wiesenmarkt, so begann er!

Da Eulbach an einer strategischen Handelskreuzung lag, wurde dort oben schon früh im 19. Jahrhundert ein Viehmarkt abgehalten, den "Eulbacher Markt". Die Grafen haben diesen Markt 1824 nach Erbach verlegt. seit den 60er Jahren wird er "Wiesenmarkt" genannt.

Am Eingang, unter den Linden, befand sich ein Schießhaus, der spätere Schützenhof. Auf dem (heutigen Wiesenmarkt-) Gelände neben dem Schützenhaus fand 1848 die historische Odenwälder Volksversammlung unter Leitung des Michelstädter Revolutionärs und Rechtsanwalts Ludwig Bogen statt.

Das Wappen zeigt den Grafen Franz I, der 1802 den Eulbacher Markt (in Eulbach) gegründet hatte. 1902 bereits feierte man 100jähriges Jubiläum, unter anderem mit solchen Lithografie-Grußkarten.

In den frühen Jahren fand das Volksfest keine durchgehende Woche lang statt:

 Am 20. Juni 1903 stand im Erbacher Zentralanzeiger: "Sonntag den 19.,  Montag den 20. und Sonntag den 26. Juli diesen Jahres wird das Erbacher Volksfest sog. Eulbacher Markt dahier abgehalten. Die Plätze für Schau- und Schieß- und Konditoreibuden, sowie noch ein Platz für Karussell zu diesem Feste werden Freitag 26. Juni nachmittags 2 Uhr auf dem Festplatz versteigert. Die Hälfte des Steigpreises ist sofort nach der Versteigerung bei uns zu hinterlegen. Glücksspiele und Musikanten mit Drehorgel, Drehklavier, Spieldosen, Dudelsack, Harmonika usw. werden zu diesem Feste nicht zugelassen und Schiffschaukeln nur, wenn Versicherung nachgewiesen. Erbach im Odenwald, den 5. Juni 1903. Großherzogliche Bürgermeisterei Erbach, Stegmüller."

1912, zur 110-jährigen Jubiläumsfeier, war "Land unter" in Erbach, wie in der Zeitung zu lesen war:

"Erbach, 23. Juli

Die 110. Wiederkehr konnte in diesem Jahre unser Eulbacher Markt begehen. Sehr festlich und stimmungsvoll hat er dies, wenigstens was den ersten Markttag, den Sonntag anbetrifft, gerade nicht getan. Ein solch trost- und hoffnungsloses Regenwetter, wie es an diesem Tage den ganzen Nachmittag über bis tief in den Abend hinein ohne Unterlaß herrschte, war noch an keinem Eulbacher Markte zu verzeichnen."

Um die Jahrhundertwende war es üblich, solche Lithografien herzustellen als Massenprodukt. Sie zeigen nicht den Wiesenmarkt sondern eine beliebige erfundene Jahrmarktszene. Man hat sie dann für den jeweiligen Markt bestempelt oder nachbedruckt, wie hier für den "Erbacher Markt"

Am 25. Juli 1903 stand in der Erbach Zeitung, während des Marktes: "Von den Sehenswürdigkeiten des diesjährigen Eulbacher Marktes nennen wir in erster Linie den Kinematografen, der vorzügliches bietet. Ferner sind sehr interessant die große Berg- und Talbahn, der Circus Wallenda und die Ausstellung der Riesenkinder in Paolo's Panoptikum. Hoffentlich bringt der Naschmarkt gutes Wetter, dass die Leute bessere Geschäfte machen wie am Montag. Namentlich den Besitzern der vielen Verkaufsstände wäre dies zu wünschen."

Auch 1904 gab es den Kinematografen, hier ist die entsprechende Anzeige aus dem Erbacher Kreisblatt von 1904 zu sehen.

Dazu stand in der Zeitung am 23. Juli 1904: "Hirdt's Riesen-Kinematograph ist bereits gestern zum Wiesenmarkt hier eingetroffen, um das Publikum von Erbach und Umgebung mit den neusten Weltereignissen und sonstigen Vorkommnissen von Bedeutung bekannt zu machen. Das Renommee, welches dem Unternehmen, das auf dem Gebiete der kinematografischen Vorführungen stets das neuste bietet, vorausgeeilt ist, lässt uns auch hier einige genussreiche Vorstellungen erhoffen. Neben Darbietungen humoristischer Natur, die stets große Heiterkeit erwecken, interessiert u.a. besonders das großartige Bild: Das Auto-Gordon-Bennett-Rennen bei Homoburg v.d.H., ferner die neusten Seegefechte zwischen Russen und Japanern (eine Originalaufnahme auf einem japanischen Kriegsschiff), das Leichenbegräbnis des General-Feldmarschall Graf Waldersee in Hannover, usw. Der Besuch dieses großen Unternehmens kann Jedermann bestens empfohlen werden. Niemand wird das Zelt unbefriedigt verlassen. Die Vorstellungen finden täglich nachmittags 2 Uhr ab stündlich statt."

Ebenso stand dort in der Zeitung: "Hirdt's Riesen-Kinematograph trifft heute mit Extrazug von Darmstadt hier ein und wird sich mit seinem Riesenzeltbau auf den Wiesenmarkt etablieren. Wie wir hören, erregte das Etablissement durch seine feenhafte Beleuchtung überall großes Aufsehen. Eine Dampfmaschine von 40 Pferdekräften liefert die Kraft für über 1000

kleine Glühlämpchen und 16 große Bogenlampen. Wir kommen später näher darauf zurück."

Werbung für den Eulbacher Markt im Erbacher Kreisblatt 1904

Auch diese Karte aus dem Jahr 1904 zeigt nicht den Wiesenmarkt. Bemerkenswert jedoch, dass er schon Wiesenmarkt genannt wurde, was offiziell ja erst in den 60er Jahren der Fall war.

1824 gilt als das Jahr der Verlegung des Eulbacher Marktes nach Erbach und damit als Gründung des Wiesenmarktes. 1924 wurde diese Karte zur Hundertjahrfeier gedruckt. Werden wir auch schöne Postkarten sehen im Jahr 2024 zur 200-Jahr-Feier? Ist ja nicht mehr so lange hin!

Auch nur ein Massenprodukt mit Stempel, das sicher auch auf anderen Märkten verwendet wurde. Es stammt von 1904

Dieses Foto zeigt den Umzug der Stadt zum Anlass des 100-jährigen Wiesenmarkt Jubiläums

Bei aller Freude am Wiesenmarkt darf nicht vergessen werden, dass auch die Erbacher Geschichte ihre dunklen Seiten hat. (Der Artikel stammt von 1936)

Ein Eindruck aus dem Jahr 1922.

Zur 125-Jahrfeier des Eulbacher Marktes wurde eine Sammlerkarte herausgegeben, auf die man sich den passenden Sonderstempel machen lassen konnte.

1911, in einem Sommer der großen Hitze, wurden auf dem Eulbacher Markt insgesamt 180 Hektoliter Bier ausgeschenkt.


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Erbach