Die Kaltwasserheilanstalt


Veröffentlicht am   01.01.2023

Was war nicht alles schon in diesem schönen Gebäude in Michelstadt. Ein "Wellnesstempel", also die damalige Kaltwasserheilanstalt, verschiedene Schulen, ein Kurhaus und die spätere Stadtverwaltung.

Eine alte Ansicht aus dem Jahr 1850 ist die älteste, denn das Gebäude wurde 1850 errichtet.

Anzeige in der Münchner Zeitung 1844 kurz nach der Eröffnung

Bevor jedoch 1850 das neue Gebäude bezogen wurde, gründete der Michelstädter Arzt Karl Friedrich Christian Scharfenberg die Anstalt 1842 in der Villa Kalkhof. Er betrieb dort Wasserheilkunde und war sowohl Gräflich Erbach-Fürstenauischer Leibarzt als auch Kreisarzt des Kreises Erbach.

Die Villa Kalkhof steht dort wo die d'Orvillestraße auf die Waldstraße mündet am unteren Ende des Kisselbergs.

Eine Karte vom 9.9.1899 von einem Kurgast an seine Lieben zuhause.

Es gab auch internationale Gäste. 1911 sendete ein Kurgast diese Karte nach Hause: Nach Buffalo in den USA.

Hier sieht man gut die schöne Brücke und den Springbrunnen im angrenzenden Kurpark, in dem noch heute sehr alte Bäume stehen.

Später richtet sich das Kurhaus der Stadt Worms in dem Gebäude ein. Kaltwasserbehandlung lag nicht mehr im Trend.

Lange Zeit war das Kurhaus im Besitz der Familie Giggelsberger aus München.

Ein Blick in den reichen Baumbestand im Kurpark.

1926 erwarb die Stadt Michelstadt zur Verbreiterung der d'Orville-Straße das Gelände, später war hier auch die Landwirtschaftsschule untergebracht.

Die Friedrich-Aereboe-Schule bezog im Jahre 1946 als Höhere Landbauschule das Gebäude. Sie wurde nach Friedrich Aereboe, dem Schöpfer der modernen landwirtschaftlichen Betriebslehre, benannt.

Diese Urkunde von 1852 verleiht dem "Pysikatsarzt" Dr. Christian Carl Scharfenberg die Ehrenbürgerwürde der Stadt Michelstadt. Er wird besonders gewürdigt für sein Engagement gegenüber den Armen und Bedürftigen.

1904 sucht Dr Scharfenberg im Erbacher Kreisblatt einen Laufburschen: "Ein Haus- und Laufbursche im Alter von 15-19 Jahren wird zu möglichst baldigem Eintritt gesucht. Bei dauernd guter Führung kann derselbe eine Lebensstellung finden. Wasserheilanstalt zu Michelstadt, Dr. Scharfenberg"

Dies ist eine der ältesten Ansichtskarten von Michelstadt überhaupt. Sie zeigt die Kaltwasserheilanstalt und den umliegenden Park um 1890. Versendet wurde diese Karte im Januar 1892.

Diese Postkarte von 1920 zeigt den Park vor dem Kurhaus. Er wirkt wild und ungepflegt, aber war mit Absicht so angelegt.

Auch diese Ansichtskarte aus den 30er Jahren zeigt die Haushaltungsschule der Landwirtschaftskammer. Schön zu sehen, wie das Gebäude vom Efeu bewachsen war.

Haushaltungsschule und Landwirtschaftskammer, ca 1930

Diese Werbeanzeige stammt aus der Michelstädter Zeitung

Dieses Bild zeigt Dr. Scharfenberg links bei der Auerhahnjagd mit seinem Freund Ludwig Arzt.

Auf diesem Bild der Anlage sieht man schön die Parkbrücke und den großen Springbrunnen der zum Verweilen einlud. Zu dieser Zeit war das Gebäude bereits das Kurhaus der Stadt Worms.

1912 verstarb Dr. Scharfenberg. Am 17. Juni 1912 steht im Odenwälder Centralanzeiger:

"Heute wurde die sterbliche Hülle des Sanitätsrates Herrn Dr. Scharfenberg zu Grabe getragen. Der Kriegerverein Michelstadt, der Veteranenverein Langen, sowie Corpsstudenten und Alte Herren der „Starkenburgia“, der der Entschlafene angehörte, eröffneten den Leichenzug, hinter dem Wagen schritten die Verwandten und zahlreiche Vertreter des Bürger- und Beamtenstandes. Mit dem Entschlafenen ist der Name Scharfenberg, der in Michelstadt einen guten Klang hat, aus der Öffentlichkeit verschwunden, wird aber desto länger in dem Werke der Familie und im Gedächtnis der Bürger fortleben. Friede seiner Asche!"


Teilen auf   Facebook   Twitter   LinkedIn  
Pinterest  
Email   Whatsapp   Telegram
Dieser Artikel wurde veröffentlicht in
Michelstadt